Neue Perspektiven für die Unternehmen der in Eigenverwaltung sanierten Roos & Kübler Gruppe

Oktober 2013



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Für die Gruppenunternehmen der insolventen Roos & Kübler Gruppe, einem der führenden deutschen Anbieter in der Bearbeitung von Elektroblechen, konnten nachhaltige Fortführungslösungen im Wege übertragender Sanierungen gestaltet werden.


Die Unternehmensgruppe ist ein spezialisierter Anbieter im Bau von anspruchsvollen Hochleistungswerkzeugen für die Bearbeitung von Elektroblechen und verfügt über ein eigenes Stanzwerk vor allem zur Produktion von Rotor- und Statorpaketen für Elektromotoren. Ergänzt wird die Gruppe durch ein Kunststoffspritzgießunternehmen und einen Formenbau für hochkomplexe Spritzgießformen. Sitz der Holdinggesellschaft und der Werkzeugbau befinden sich in Göppingen, Stanzwerk mit angeschlossenem Lasertechnikunternehmen in Jessen (Sachsen-Anhalt), Kunststoffspritzguss in Wiesensteig und der Formenbau in Stockach (beide Baden-Württemberg).

Mit rund 430 Mitarbeitern realisierte die Unternehmensgruppe in 2012 Umsatzerlöse von rd. 60 Mio. EUR.

Die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise waren vor allem in der Kunststoffsparte deutlich spürbar. Starke Umsatzrückgänge konnten nicht kostenseitig kompensiert werden und führten auch in den Folgejahren zu erheblichen Verlusten. Vor dem Hintergrund zunehmender Liquiditätsverknappung, wurde am 28. Mai 2013 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung (§ 270a InsO) über das Vermögen der Gesellschaften der Roos & Kübler Gruppe beantragt. Herr RA Volker Nann wurde als Geschäftsführer der Gesellschaften von dem Restrukturierungsexperten RA Stephan Götschel unterstützt, um die für die Eigenverwaltung notwendige insolvenzrechtliche Expertise in der Geschäftsführung darstellen zu können. Im Interesse eines einheitlichen Verfahrens, wurde vom Amtsgericht Göppingen Herr Rechtsanwalt Dr. Tibor Braun zum (vorläufigen) Sachwalter aller Gruppengesellschaften bestellt.

Der Eigenverwaltung ist es in enger Abstimmung mit der Sachwaltung gelungen, die Geschäftsbetriebe der Gruppengesellschaften über vier Monate erfolgreich fortzuführen. Es wurde damit die Basis für den Einstieg neuer Investoren geschaffen.

In einem ersten Schritt wurde der Werkzeugbaubetrieb in Göppingen an eine Investorengruppe aus dem Kreis der Altgesellschafter im Wege der übertragenden Sanierung veräußert. Im September konnte der Formenbauer, die LEFO Formenbau GmbH, Stockach, an die in den Bereichen Mechatronik, Kunststofftechnik, Elektronik und Energiesysteme aktive MEKU Gruppe veräußert werden. Hierbei konnten sämtliche Arbeitsverhältnisse und der Produktionsstandort erhalten werden.

Die Geschäftsbetriebe der StanzTechnik Jessen GmbH und der LaserTechnik Jessen GmbH werden zum 1. Oktober 2013 von dem bestehenden Management, Herr Andreas Günsch und Herr Thomas Weinert, zusammen mit dem Münchener Finanzinvestor Orlando übernommen. Im Rahmen eines international angelegten Investorenprozesses und parallelen Verhandlungen mit mehreren Interessenten, konnte sich das Management Buy-Out Team als leistungsfähigster Kandidat auch gegen ausländische strategische Investoren durchsetzen. Sämtliche Arbeitsverhältnisse werden durch die Erwerber an den bestehenden Standorten fortgeführt. Die Übertragung der Vermögenswerte erfolgt unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.

Durch die bisherigen Transaktionen der Gruppengesellschaften konnten somit in Summe bereits rund 350 von insgesamt 370 Arbeitsplätzen in den relevanten Gesellschaften erhalten werden.

Derzeit finden finale Verhandlungen über die Veräußerung des Kunststoffspritzgussunternehmen Weinmayr GmbH mit aussichtsreichen Kandidaten statt. Es wird davon ausgegangen, dass auch in diesem Eigenverwaltungsverfahren in Kürze eine nachhaltige Fortführungslösung im Rahmen einer übertragenden Sanierung erzielt werden kann.